Königin im eigenen Reich
Sprache – Macht – Sinn
Magd und Knecht
In der Bibel heißt es: „Siehe ich bin die Magd des Herrn. Mir geschehe, wie du es gesagt hast“ (Lk 1,38). Magd bedeutet ursprünglich unverheiratete, junge Frau. Daher auch Jungfrau Maria. Jung und unverheiratet. Die Maid, die reine Frau. Warum rein? Weil ohne sexuelle Erfahrung? Und dann gibt es noch das Gegenteil: Die Hure. Eine Frau, die außerehelichen Sex hat oder wahllos mit Männern verkehrt. Wie wird eigentlich ein Mann bezeichnet, der außerehelichen Sex hat? Was? Es gibt kein abwertendes Wort? Interessant.
Nun, ich habe es satt, abwertende Wörter zu beten, mich unterzuordnen und zu fügen. Dem Herrn. Was, ist doch nur Sprache? Ja? Warum beten wir dann nicht: „Ich bin der Knecht der Herrin? Mir geschehe, wie du es gesagt hast.“ Knechten steht für Arbeiten und Dienen in Abhängigkeit. Was bedeutet dieser Satz wohlmeinend im übertragenen Sinn? Den Dienst am Menschen im Namen des Gott Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Fällt auf, dass die göttliche Essenz in männliche Form gegossen wurde? Zufall? Oder Absicht und Spiegel unserer Gesellschaft? Der Geist wurde dem Weib erst spät zuerkannt und immer noch wird Mädchen und Frauen in manchen Ländern der Zutritt zu Bildung mit Gewalt verwehrt. Wo ist die Frau in der Religion heute? Abseits von Heiliger und Hure. Großteils unsichtbar? Für die meisten bleibt nur das „Ehrenamt“, das in diesem Sinne einen schalen Beigeschmack hat. Die „Oberen“ geben unliebsame Arbeiten nach unten ab. Nur einige wenige Religionsgemeinschaften haben tatsächlich eine Öffnung zugelassen und ermöglichen Frauen und Männern gleichermaßen, teil zu haben und mitzugestalten. Mit Ehre und Freude die Arbeit zu tun. „Königin im eigenen Reich“ weiterlesen