Masturbation. Wer hat sich dieses Wort für das schöne Spiel mit dem eigenen Körper einfallen lassen? Geht es noch steriler? Meine Gedankenassoziationen sind Mast – Zucht – Schweinezucht, mästen, Dreck, Bootsmast, Turban, Mann, Turbine…
ALLES außer Erotik, Sinnlichkeit und Sexualität!
Was bedeutet dieses Wort überhaupt?
Unter Masturbation wird laut Wikipedia „eine – überwiegend manuelle – Stimulation der eigenen Geschlechtsorgane verstanden, die in der Regel zum Orgasmus führt. Dabei können auch verschiedene Hilfsmittel zum Einsatz kommen.“ Die Wortherkunft „manibus – turbari“ – sich mit den Händen reizen – klingt doch schon etwas besser.
Das Wort Selbstbefriedigung drückt hingegen aus, was durch das Spiel mit sich selbst passiert: Die Befriedigung des Selbst. Ein körperlich-geistig-seelischer Wohlfühlzustand. Der hat sich ein schönes Wort verdient. Eines in unserer Sprache, das wir verstehen ohne im Wörterbuch nachzuschlagen.
Geschlechtsorgane – das nächste hässliche Wort. „Geschlecht“ und „Organe“ – lustlos, fachlich, lieblos, historisch mit Herrschaft und Kampf besetzt. Geschlecht bedeutet nach Wikipedia „sich in eine bestimmte Richtung entwickeln.“ Das Wort setzt sich jedoch nach dem Hören in „Ge“ und „schlecht“ zusammen. Meine Assoziationen dazu sind die Adelsgeschlechter (Habsburger), „schlecht“ – nicht gut riechend, schlachten, Schlacht, Krieg, Zerstörung… auch nicht prickelnd.
Frauen, denen das aufgefallen ist, haben neue Wörter entwickelt: „das Geh-Gut“ beispielsweise. Ein Gut also. Etwas Gutes zwischen den Beinen. Leider ist dieser Begriff von Gita Tost kaum bekannt. In ihrem Buch „Die Freischwimmerin“ findet sie neue schöne Wörter für die Details des Gehguts wie „die Powerklit“, „die Venusflügel“ und „das Tor zum Leben“. Wie wichtig das ist, wird deutlich, wenn Gita Tost das „Ge-Schlecht“ beschreibt:
„Das RührNichtAn, das Weh, das Wehrlos (Vagina), das Schäm (Anus).
Zumindest könnten wir doch anstatt „Geschlechtsorgane“ das Wort „Sexualorgane“ nehmen – fachlich, klinisch, steril – aber wenigstens neutral beschreibend. Das Problem ist, dass Wörter, die aus anderen Sprachen kommen, bei mir völlig andere Assoziationen auslösen – siehe Masturbation.
Es wird Zeit für Neues, Zeit unseren Körper zu ehren. Besonders unsere Mitte. Uns Frauen fehlen die Wörter für unsere wundervolle Vulva. Und bitte nicht Scheide, das ruft unwillkürlich die Analogie des Schwertes hervor. Assoziation: Scheide – eine Hülle für das Schwert. Nein Danke. Die Konzentration auf die Vagina (übersetzt: Scheide) lässt außerdem all die Köstlichkeiten und Sinnesreize, die unsere Mitte zu bieten hat, außen vor.
Scheide. Eine Reduktion auf eine Funktion, die auf die Bedürfnisse des Mannes gerichtet ist. Ella Berlin hat 2012 das Wort „Vulvina“ für unsere Vagina kreiert – ein schönes selbstbestimmtes Wort, frei von abwertenden Altlasten.
Autoerotik – wir Menschen werden als sexuelle Wesen geboren. Alle, die Augen im Kopf haben, sehen, wie freudig und lustvoll Babys und Kleinkinder mit ihrer Vulva und ihrem Penis spielen. Ihre Sexualorgane erforschen und sich selbst Lust bereiten.
Ohne gesellschaftliche Moralvorstellungen.
Bis wir Eltern sagen: „Pfui, Hände weg da.“ Hoffentlich hören wir bald auf, die natürlichste Handlung der Welt negativ zu bewerten und Mädchen und Frauen zu beschämen. „Die Scham – Schamlippen, Schamhaare, Schamhügel.“ Wer soll da Lust bekommen? Niemand? Die Frau jedenfalls nicht.
Wir sind von der ersten Sekunde an sexuelle Wesen. Dies ist eines unserer Grundbedürfnisse. Wir sind Vieles. Reich an Möglichkeiten und Potenzial.
In meinem Buch „Meine wilde Schönheit – Masturbierst du? Nein, ich öle meine Mitte.“ spiele ich mit lustvollen Wörtern, die sinnliche Assoziationen auslösen. Zuerst steht das liebevolle Spiel mit sich selbst, dann kommt die Liebe, Lust und Leidenschaft, die eigene Sexualität mit der eines anderen Menschen in Beziehung zu setzen.
Es wird Zeit, dass wir Frauen voller Stolz unsere Mitte benennen.
Es wird Zeit, dass wir Frauen unsere Vulva liebevoll ehren.
Hier geht’s zum Buch: Meine wilde Schönheit