Homeschooling

06.00 Uhr morgens. Auf, auf, sagt die dreijährige Sophie und grinst.
Vor dem elterlichen Schlafgemach das Kind putzmunter steht,
obwohl es nicht in den Kindergarten geht.

Der liebe Franz, der Schulpflicht hat,
lümmelt indes gemütlich im Bett,
dort ist es so schön warm und nett.

Um 09.00 Uhr morgens sitzt er endlich bei Tisch,
hat Milch mit Keksen gekrümelt, war erfolgreich am Klo
und ist trotzdem nicht froh.
Weil, die Mutter hat das Handy verbannt,
damit die Hirnzellen nicht werden verbrannt.

Um 10.00 Uhr – du liebe Zeit – gleich ist es so weit –
dass die Mama bis zum Himmel schreit,
wird das Schulzeug ausgepackt.
Doch leider ist der Schreiber nicht zu finden, das Heft verlegt,
die Anleitung der ehrenwerten Lehrerin verloren –
ui – das Kind ist ausgegoren.

Was für ein Segen, Erfindertum hat der Franz reichlich,
die Mami lacht und gibt dem Schelm einen Kuss ganz sacht:
„Die Arbeit ruft Groß und Klein, so ist das Leben eben.
Anstatt Ohrenschmalz zu popeln, iss Walnüsse ohne Salz und
trink Wasser fürs Hirn, damit du zum Erleuchten bringst deine Birn.“

Franz sagt: „Na gut, dann will ich heute zu Mittag Spaghetti
mit ganz viel Speck, damit ich Motivation hab für diesen Dr…“. (Na, na.)
Endlich geht es los mit Schreiben und Rechnen, es raucht das Hirn,
das Essen auch – ui jui jui – um zu schaffen den Spagat,
bereitet Mami einen knackigen Frühlingssalat.

Alles gut, wäre da nicht das liebe Geschwisterchen,
das zeichnet fleißig mit,
auf dem Schulpapier mit dem schwarzen Filzstift.
Jetzt gibt’s lautes Geschrei. Blau ist der kleine Zeh, oh weh.
Das Haar wird nicht zärtlich gezupft, sondern einfach ausgerupft.

Fix sackara, da hilft nur eine Pause und was zu Futtern,
zum Glück ist Mami da, um alle zu bemuttern.
Wo ist eigentlich der liebe Papa? Homeoffice?
Na, nix immer wahr.

Es wird abgehalten Familienrat,
damit auch der Papi schreitet zur Tat.
Und so werden die Zeiten neu verteilt,
obwohl, den Papi hat die Freude nicht ereilt.
Vati kommt abwechselnd mit Mami in den Schulgenuss,
das Ziel lautet Homeschooling ohne Verdruss.

Wer das schafft ohne zu knacken die Nuss,
sodass aus der harten Schale wächst
das grüne Pflänzchen zart empor,
um zu tragen Früchte die nächsten 80 Johr,
der hat der Seele wohlgetan.

Geduldig sein ist ein Kinderspiel,
wenns nicht das eigene Kind betrifft.
Vielleicht liegt das Geheimnis an zu viel Kopf und zu wenig Bauch.
Ob singen, malen, tanzen, wild herumspringen oder diskutieren,
ich lass mein Herz berühren von diesem schelmischen Gesicht,
das dem meinen so ähnlich ist.

Zeit ists jetzt für Sinnesfreuden und Muße.
Und wer hat zu viel geschrien tut etwas Buße.  (Na, na.)
Wir beugen den Rumpf und schütteln die Hände aus,
damit die Spannung kann aus dem Körper raus.

DANKE, dass wir sind gesund, fühlen und leben kunterbunt.

Martina Stubenschrott